Kunst und Stadtgeschichte – Heinz Cymontkowski über Selm

Postkarte von Selm, Sammlung Heinz Cymontkowski
Postkarte von Selm, Sammlung Heinz Cymontkowski

„Ein schönes Bild malen, das ist nicht Kunst. Kunst ist das, was dahinter steckt“, so Heinz Cymontkowski, ein bekannter Künstler aus Selm, in unserem Interview. Wir haben ihn in unsere Schule eingeladen, um mit ihm über seine Beziehung zu Selm und seinen künstlerischen Blick darauf zu sprechen.

Sein Interesse an Kunst

Heinz Cymontkowski ist in Selm als eines von acht Geschwistern geboren und aufgewachsen – „Selm ist da, wo ich das Laufen gelernt habe, das Lesen und Schreiben“. Für ihn ist Selm seine Ausgangsposition, dennoch erklärt er: „Der moderne Künstler wohnt überall“. So ist sein Großatelier in Lünen und seine Ausstellungen reichen über die Grenzen von Selm und Umgebung weit hinaus – bis ins Ausland.

Er besitzt eine sehr umfangreiche Literatur- und Materialsammlung über Selm. Von Büchern, Postkarten und Münzen über Zeichnungen und Fotografien, bis hin zu Kugelschreibern – alles, was mit unserer Stadt zu tun hat sammelt er. Seine Leidenschaft ist auf sein Interesse an Heimat und seine Neugier zurückzuführen. Alles begann mit der Frage: „Was ist das eigentlich, diese Kleinstadt Selm?“.

Den Anfang suchte er in der Geschichte Selm – Beifangs, den Ort, an dem er aufgewachsen ist. Besonders interessierte ihn die alte Zeche und die damit verbundenen Lebensbedingungen. Um sich hierüber zu informieren, nutzte er Bücher, analoge Technologien, und besuchte Antiquariate. Gedanken und Meinungen zu seinem Heimatort spiegeln sich in seiner Kunst wieder, innerhalb der er gerne gesellschaftlichen Umgang und zeitpolitische Geschehen darstellt, hinterfragt und kritisiert.

Ansichtskarten von Selm aus der Sammlung von Heinz Cymontkowski

Sein Bild von Selm

Während unseres Interviews ist uns aufgefallen, dass ihn besonders die Entwicklung von Selm beschäftigt. Selbst miterlebt hat er die „Abrisswut“ der 90er Jahre. Der Abrissgedanke und das Fällen der Bäume würden zur Beseitigung der Symbole der Stadtgeschichte führen. Er kritisiert und dokumentiert die Abriss- und Freiflächen und fordert auch uns als Jugend auf unsere Meinung zu vertreten, da wir die Bürger Selms und mitverantwortlich für Umsetzungen und Gestaltungen der Stadt seien. Er hofft auf Engagement unsererseits und erzählt Anekdoten aus vergangenen Jahren; seine Teilnahme an Demos als Ausdruck seiner Kritik.

Er wünscht sich, dass der „Wohlfühlcharakter“ einer Stadt auch nach Selm gebracht werden kann – hierfür müsste nach Cymontkowski dem präsenten sterilen und grauen Beton mit mehr Farben entgegen gewirkt werden. Er betont an dieser Stelle, dass er nichts gegen Modernität habe, diese allerdings nicht immer kalt und farblos sein müsse.

Die bunte Kuppel und die Sehstation im Auenpark würden hierfür nicht ausreichen. Als Tipp, um sich Selms Farblosigkeit besser vor Augen zu halten, erklärt er, man solle sich im Winter die Straßenschilder weg denken – diese seien seiner Meinung nach nahezu die einzigen Farbtupfer in der Landschaft.

Während er manche Selmer Orte somit als „gewöhnungsbedürftig“ empfindet, stellt sich natürlich die Frage, ob es in Selm überhaupt einen Lieblingsort für ihn gibt. Und tatsächlich – die ehemalige Sandgrube in Netteberge hat ihn begeistern können. Als Künstler berichtet er, dass dieser Ort ihn bereits inspiriert hat und zu seinen Kunstmotiven gehört, genauso wie der Wasserturm Cappenberg, die verschiedensten historisch geprägten Gebäude und der Ternscher See.

Jugend am Ternscher See

Der Ternscher See hieß laut Cymontkowski zunächst „Baggerloch“ und erst später wurde er zum „Ternscher See“ und schließlich zum „Seepark Ternsche“ umbenannt. Der Künstler berichtet über seine Jugend, in der er oftmals Zeit in dem damaligen „Kurhaus“ verbracht hat. „Wir waren ein loser, bunter Haufen, der an diesem Ort groß geworden ist“, erzählt er. Früher hätte es viele Freiheiten und Möglichkeiten am Ternscher See gegeben, die heute durch die Kommerzialisierung und Bebauung leider fehlen würden.

Diese Entwicklung beobachtet er häufiger in Selm, welches seinen Einsatz für die Symbole der Stadtgeschichte begründet.

Heinz Cymontkowski ist uns als leidenschaftlicher und dennoch kritisch hinterfragender Mensch gegenübergetreten. Es war sehr interessant ihn und seine Gedanken zu Selm, sowie seine mitgebrachte Postkartensammlung kennenzulernen, auf denen beispielsweise die alte Kreisstraße, der Ternscher See zu Zeiten seiner Jugend oder das frühere Selm von oben zu sehen waren.

Wir legen jedem ans Herz, sich einen eigenen Eindruck seiner Kunst und Sammlungen über Selm zu machen und diese als Gedankenanreiz zu betrachten.

Eine Ausstellung von Heinz Cymontkoski ist noch bis zum 13.08.2025 im Amtshaus in Bork zu sehen.

Von Mara Disselkamp, Anna-Sophie Adams

Dieser Artikel ist entstanden im Rahmen des Blog-Projekts Selmer Roots am Städtischen Gymnasium Selm in einer Kooperation mit dem SELMagazin.

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