Klimafasten, Woche 7: Fahrradputzen, Fahrplan studieren

Klimafasten, Woche 7: Fahrradputzen, Fahrplan studieren

“”Wittenbergplatz, Nollendorfplatz, Kurfürstenstraße, Gleisdreieck, …”
Und, klingelt was? Haben Sie sofort die Melodie im Ohr? Es sind die berühmten Stationen der Berliner U-Bahn-Linie U1 aus dem Musical Linie 1. In der Geschichte soll sie die Hauptfigur Sunnie vom Bahnhof Zoo nach Kreuzberg bringen, es ist der bekannteste Werbehit für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geworden: “Fahr mal wieder U-Bahn”.
 
Gibt es eigentlich auch ÖPNV in Selm? Dieser Frage nachzugehen und mein Fahrrad frühlingsfit zu machen war der Plan für die siebte und letzte Woche der Aktion Klimafasten der Stadt Selm.

Plan für Klimafastenwoche 7

Diese Woche:

  • prüfe ich, ob mein Fahrrad verkehrstüchtig ist
  • erkunde ich die Radfahrwege in meiner Stadt
  • gehe ich bewusst auch einmal zu Fuß einkaufen
  • lasse ich das Auto bewusst einmal stehen
  • informiere ich mich über Angebote zur Mobilität in
    meiner Nähe

Fahr mal wieder Regionalbahn, RB 51

“Bork (Westfalen), Selm-Beifang, Selm Bahnhof …” So müsste der Song des Musicals “RB 51” anfangen, zu dem mir spontan keine Melodie einfällt. Und dann umsteigen in den Bus R19. Ja, es gibt den öffentlichen Personennahverkehr in Selm, hauptsächlich besagte Regionalbahn von Dortmund nach Enschede mit immerhin drei Haltepunkten im Selmer Stadtgebiet. Dann gibt es die Buslinie R19, die Lüdinghausen mit Lünen verbindet und dabei durch die Selmer Altstadt, das Zentrum von Selm, Bork und Cappenberg führt, tagsüber im 30-Minuten-Takt. Darüber hinaus gibt es drei Linien des Anruf-Sammeltaxis (AST), für die die Seite der Verkehrsbetriebe im Kreis Unna (VKU) Abfahrtszeiten angibt, aber mir nicht verrät, ob ich da vorher wirklich  anrufen sollte.
 

Seit ich nach Selm gezogen bin, bin ich ein Mal mit der Bahn nach Dortmund gefahren, das wars. Wann ich das letzte Mal mit einem Linienbus gefahren bin, weiß ich nicht mehr genau. Ich tippe auf die 00er-Jahre.

Nahverkehrsangebot in Selm
Erst mal einen Plan machen: Nahverkehrsangebot in Selm (klick groß)

16 Minuten nach Lüdinghausen, eine halbe Stunde bis Lünen

Die Bushaltestelle ist nur wenige Meter von meiner Wohnungstür entfernt. Die Fahrzeit mit dem R19 bis Lüdinghausen beträgt 16 Minuten, bis Lünen ZOB etwa eine halbe Stunde. Der Preis überrascht mich: Einzelfahrschein 4,20 € im Westfalentarif nach Lüdinghausen, 4,60 € nach Lünen, pro Strecke, das empfinde ich als viel.

Ich überlege, ob ich so viel für das Parken bezahlen würde. Das wären wohl Düsseldorfer Verhältnisse. Vielleicht ist das aber genau der richtige Gedanke: eine Fahrt mit Bus und Bahn sollte soviel kosten, wie das Parken. Oder andersherum: das Parken müsste soviel kosten, wie die Fahrt mit dem ÖPNV. Würde ich dann zum Shoppen in Lünen oder Lüdinghausen den Bus nehmen? Vermutlich immer noch nicht. Das Auto fährt ja genau dann, wann ich möchte. Und wohin im Bus mit den Einkaufstaschen! Und komme ich auch nach dem Kneipenbummel heim? Mit der Regionalbahn könnte es funktionieren: um 22.52 Uhr oder 23:52 Uhr ab Dortmund beispielsweise. Da klappt sogar der Theaterbesuch.

Haltestelle Reising Selm
There is a station in Selm, they call the Reising sun ...

Neue Möglichkeiten, alte Bequemlichkeiten

Dabei habe ich über viele Jahre hinweg den ÖPNV sehr regelmäßig genutzt. Das war während des Studiums in Berlin. Dort musst ich nicht auf die Uhr sehen, ich ging zum Kottbusser Tor, die U-Bahn (Linie 1) kam nach zwei Minuten und brachte mich zur Uni.

Guter Vorsatz:
Wenn Corona wieder weniger um sich greift, teste ich den Bus und fahre nach Lünen. Ich könnte sogar zum Schloss Cappenberg fahren und mit einem kurzen Fußweg, meine Eltern in Langern besuchen, anstelle mit dem Auto dorthin zu fahren.
Oder ich nehme mal den Bus nach Bork und kaufe donnerstags auf dem Wochenmarkt bei Sandys Unverpacktladen ein. Und vielleicht fahre ich mal mit der RB51 zum Samstagsmarkt nach Enschede. Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn man sie erst kennt!
 
Prima, hinter diesen Teil der Wochenaufgabe, den komplizierteren, darf ich nun ein Häkchen setzten. Die übrigen Punkte waren fix erledigt.
 
RB51 Enschede
Von Enschede nach Selm: die RB 51

Mit dem Rad am Start

Fahrradcheck: Licht geht, Bremsen gehen, Rücktritt und die Handbremse, das Reifenprofil ist noch top, das Schloss muss nicht geölt werden. Test bestanden: mein Radl ist verkehrstüchtig. Etwas staubig war das gute Stück, also habe ich es hübsch frühlingssauber gemacht. Das Osterwochenende, kalt und schmuddelig, lud leider wenig zur Ausfahrt ein, doch hatte das Jahr bereits ein paar wärmere Tage: Ich erinnere mich an einen T-Shirt-Tag im Februar, an dem ich mit meinem Hollandrad unterwegs war, in und um Selm.
 
 Nächste Aufgabe erfüllt, bleiben noch drei:
 
Gazelle
Bereits im Februar: Erster Ausritt des Jahres auf Gazelle
 

Link zur Fastenwoche 7

 
 
 

Fazit: Sieben Wochen Fasten für das Klima

Über einen Zeitraum von sieben Wochen habe ich mich mit der Klimakrise befasst. Der Fokus lag dabei in jeder Woche auf einem anderen Aspekt, immer jedoch auf den Möglichkeiten, die ich als Einzelner habe, mich weniger klimaschädlich zu verhalten.
Da ich mich seit vielen Jahren mit dem Klima befasse, waren die meisten Themen für mich nicht neu. Trotzdem habe ich viele Anregungen bekommen, worauf ich in Zukunft noch besser achten kann.
 
Ich habe gemerkt, dass es beinahe unmöglich ist, sich konsequent und zu 100% klimafreundlich zu verhalten. Das ist aber auch gar nicht erforderlich, denke ich. Den Null-CO2-Menschen wird es schließlich nicht geben.
 
Aber es ist ausreichend, wenn wir alle unseren ökologischen Fußabdruck etwas verkleinern. Dem einen fällt es leichter, auf Fleisch zu verzichten, der andere baut eine Solaranlage auf sein Dach oder macht Urlaub im Sauerland statt auf Mallorca.
 
Vor allem ist nicht alles Verzicht, was zunächst danach aussieht. Es kann auch der Gewinn neuer Möglichkeiten und anderer Perspektiven sein.
 
Jeder kleine Schritt zählt!
Und den großen Schritt dürfen jetzt bitte die Regierungen in der ganzen Welt gehen.
 

Danke für diese Aktion, es waren sieben spannende und lehrreiche Wochen.

Das Klimafasten war eine Aktion der Stadt Selm und wird von der Klimamanagerin Lea Freese koordiniert.

Oliver Hübner - Autor, Blogger und Webgestalter aus Selm und Schwerin, geb. 1968 in Unna

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