Selm hat gewählt! Aber: Nach der Wahl ist vor der Wahl – Eine Einordnung der Kommunalwahl 2025

Selm hat gewählt! Aber: Nach der Wahl ist vor der Wahl – Eine Einordnung der Kommunalwahl 2025

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Ein paar Tage nach der Wahl sind wir immer noch und immer wieder: vor der Wahl.
Der Wahlausschuss hat sich am Dienstag mit den Ergebnissen des Sonntags befasst – und für den 28. September werden dann die Bürger:innen in Selm nochmals zur Wahlurne gerufen.

Stichwahl zwischen Mors und Orlowski

Die Stichwahl findet statt zwischen Heinz-Georg Mors, der einen leichten Startvorteil mit 38,53 Prozent der Stimmen dieses Sonntags hat, und dem Amtsinhaber Thomas Orlowski, der 32,06 Prozent der Stimmen erhalten hat.

Damit müssen sich 15,09 Prozent der Wähler:innen, die ihre Stimmen bei Volker Meyer, Heiko Buchalik und Sharon Wisse platziert haben, neu entscheiden – wer hier in den kommenden noch gut zehn Tagen überzeugen kann, kann den Vorsprung ausbauen oder ihn einholen.

Weitere 14,33 Prozent der Stimmen bleiben entweder verloren protestierend im Raum – oder fokussieren sich darauf, „das geringere Übel“ zu wählen. Eine Protestwahl ist bei dieser anstehenden Entscheidung kaum möglich. Es sei denn, wie bereits am Sonntag bei der Wahl des Landrates beobachtbar, eine mutwillige Ungültigkeit der Stimmabgabe wird als letzter Ausweg eines verpuffenden Protestes gewählt: Wenn die AfD nicht auf dem Wahlzettel steht, ist die Anzahl der ungültigen Stimmen plötzlich deutlich höher.

Auffällige Zahlen bei ungültigen Stimmen

  • Landratswahl: 587 / 4,55 %

  • BM-Wahl: 303 / 2,35 %

  • Ratswahl: 319 / 2,47 %

  • Kreistag: 188 / 1,46 %

  • RVR: 207 / 1,61 %

Immerhin hat die AfD in Selm deutlich weniger Stimmen geholt als erwartet – im Vergleich zur Bundestagswahl im Februar fehlen fast zehn Prozentpunkte – und mehr war als Ziel ausgegeben.

  • Stimmen der AfD bei der Kommunalwahl 2025: 1.657 (13,16 %)
  • Stimmen der AfD bei der Bundestagswahl 2025: 3.788 (22,5%)

 

So hat Selm gewählt: Ergebnisse der Wahl zum Stadtrat, Anzahl der Stimmen
Wahlergebnis Selm Kommunalwahl 2025 Prozent
So hat Selm gewählt: Ergebnisse der Wahl zum Stadtrat, Angaben in Prozent

Veränderungen im Rat

Beide großen Parteien in Selm, CDU und SPD, lagen im Jahr 2020 dicht an dicht, beide starteten mit jeweils zehn Sitzen in die Ratsperiode. Zwei Sitze gingen der SPD verloren, da sich Jutta Steiner und Wolfgang Jeske in eine eigene, neue Fraktion verabschiedeten, einen Sitz gewann die SPD hinzu, als sich Werner Sell Partei und Fraktion anschloss.

Aus der CDU verabschiedete sich gegen Ende der Amtszeit der stellvertretende Bürgermeister Hugo Brentrup, der seine inhaltliche Nähe zur FDP entdeckte und diese Fraktion von zwei Personen dann mit seinem Übertritt auf drei Mandate brachte – mit der Neuwahl allerdings auf eine Ein-Mensch-Gruppe reduziert.

Grüne, Familienpartei und UWG im Umbruch

Die dreiköpfige Fraktion der GRÜNEN zerfiel auf dem Weg zur Wahl im Jahr 2025, war zeitweilig nicht mehr präsent – und erlebte mit der Wahl einen durchaus überraschend starken neuen Zuspruch mit neuen Gesichtern und einem aktiven Neuanfang.

Ebenfalls zerfallen und neu geformt hat sich die Familienpartei, zwei Ein-Mensch-Gruppen sind nun im Rat vertreten, die als ISK und SfS für unterschiedliche und sich gegenseitig stark abgrenzende Neuanfänge stehen.

Härter als erwartet hat die Neuwahl im Jahr 2025 die UWG getroffen, die trotz eines Neuanfangs auf die Hälfte der bisherigen Mandate zurechtgestaucht wurde – und weit hinter den eigenen Zielsetzungen zurückblieb.

2 Kommentare zu „Selm hat gewählt! Aber: Nach der Wahl ist vor der Wahl – Eine Einordnung der Kommunalwahl 2025

  1. Ein Ergebnis das keines ist und wie so oft doch irgendwie eines womit gearbeitet werden muss. Wie ich gelernt habe kann man sich auch alles schön reden. Damit meine ich nicht die x % Protestwähler sondern das sich Parteien für ihre Ergebnisse noch feiern. Teilweise dokumentiert feucht fröhlich bis in die Morgen Stunden. Man habe nur einen Sitz verloren, die AfD sei nur bei 14% usw. Niemand scheint sich ernsthaft damit zu beschäftigen warm so viele nicht wählen waren.
    Im Gesamtbild aller Wahlberechtigten hat doch keine Partei mit ihren Inhalten überzeugt um mehr Menschen an die Wahlurne zu bringen. Das scheint aber nebensächlich zu sein…. Die 4 Sitze wird man schon überleben und das Bier hat anscheinend trotzdem gut geschmeckt. In diesem Sinne, Prost

    • Mein Bier war alkoholfrei, als ich weit nach 22:00 Uhr vom Auszählen im Wahllokal zur „Nachfeier“ im Bürgerhaus wechseln konnte…

      Verglichen mit der Beteiligung bei der letzten Kommunalwahl 2020 ist die Wahlbeteiligung tatsächlich um gut sieben Prozentpunkte höher und hast fast die Marke von 60 Prozent genknackt.

      Immerhin hat die Demokratie die Menschen (besser als lange Zeit zuvor) davon überzeugt, zumindest zur Wahl zu gehen – und nicht durch „Enthaltung“ einfach dem laufendem System der undemokratischen Polemisierung eine Zustimmung zu geben…

      Gefeiert hat sich in meiner Wählergruppe niemand – persönliche Erfolge von – ähm – ehemaligen Weggefährten haben mich teils überrascht, aber sehr gefreut.

      Spannend wird die Frage sein, wo denn die Mehrheiten herkommen, die für die Beschlüsse im Stadtrat benötigt werden.
      * CDU und SPD gemeinsam könnten, aber … wollen sie?
      * Einer von beiden könnte sich andere Verbündete suchen – aber ohne die Blaupartei stehen da nur acht zur Verfügung, von denen zwei sich eher feindlich gesonnen sind… GRÜNE und UWG haben wechselseitige Attraktionen – aber es fehlt dann immer noch mindestens einer …
      *** wohl mehr der Stoff für weitere Beiträge 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*