VIRTEUM Selm – Stadtgeschichte digital entdecken
Geschichte begegnet uns in Selm an vielen Orten: auf dem Weg durch Cappenberg, zwischen den Zechensiedlungen, in alten Fotos auf dem Dachboden oder in Gesprächen mit Alteingesessenen.
Das Online-Museum VIRTEUM hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte(n) zusammenzuführen – digital, anschaulich und für alle zugänglich. Dabei versteht es sich nicht als Museum im klassischen Sinn – auch wenn sich der Name aus „virtuell“ und „Museum“ zusammensetzt –, sondern als virtuelle Plattform für Geschichte(n).
Statt auf einen festen Ausstellungsraum setzt das Virteum auf das Internet als Ort der Begegnung – einen Ort, der heute für beinahe alle Menschen und von nahezu überall aus zugänglich ist.
Wer die Plattform besucht, merkt schnell: Hier geht es nicht um trockene Jahreszahlen, sondern um Zusammenhänge, Bilder und Geschichten, die typisch für Selm und die Region zwischen Ruhrgebiet und Münsterland sind.
Geschichte(n) erzählen
„Wir lieben Geschichte(n)“ – dieser Leitsatz ist für VIRTEUM Programm. Geschichte wird dort bewusst im Plural gedacht: große historische Bögen stehen gleichwertig neben alltäglichen, persönlichen Erinnerungen. Ziel ist es, möglichst viele Menschen für die Stadtgeschichte zu begeistern, gerade auch jüngere, und zugleich die Vielfalt der historisch gewachsenen Identitäten in der Region sichtbar zu machen.
Dabei spielen auch die Ortsteile von Selm eine zentrale Rolle – mit ihren Eigenarten und unterschiedlichen Strukturen. Wichtig ist jedoch der übergreifende Blick: VIRTEUM erzählt die gemeinsame Geschichte der Stadt Selm, ortsteilübergreifend. Damit verbindet sich die Hoffnung, auch eine gemeinsame Identität für die Stadt Selm zu stärken.
VIRTEUM versteht Geschichte nicht als abgeschlossenes Kapitel, sondern als etwas Lebendiges. Wer heute in Selm lebt, ist Teil dieser Geschichte – und gestaltet damit auch den künftigen Blick auf unsere Gegenwart als historische Zeit.
Starke Bilder, neue Zugänge
Auffällig ist der Weg, den das Virteum bei der Vermittlung geht. Statt langer Texte dominieren starke Bilder, kurze Filme, interaktive 3D-Modelle und virtuelle Rundgänge. Geschichte soll neugierig machen, verständlich bleiben und im besten Fall berühren – ohne dabei an fachlicher Genauigkeit zu verlieren.
Dieser Ansatz zeigt Wirkung: Ob bei Schülerinnen und Schülern mit VR-Brillen oder an öffentlich zugänglichen Orten, an denen das Virteum seine Inhalte über Bildschirme und Videos präsentiert – die digitalen Angebote erreichen Zielgruppen, die klassische Museumsformate oft nicht erreichen.
Drei Ortsteile, drei Highlights, die Stiftkirche, die Synagoge und die Zeche Hermann
Drei Orte, viele Geschichten
Den inhaltlichen Kern bilden drei zentrale Themen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch gemeinsam die Geschichte Selms erzählen:
Schloss Cappenberg und die Stiftskirche mit ihren Kunstschätzen, darunter der sogenannte Barbarossakopf und die Taufschale Barbarossas – Zeugnisse einer weit über die Region hinausreichenden Geschichte.
Die virtuell rekonstruierte Synagoge in Bork, die jüdisches Leben sichtbar macht und einen Ort zurückholt, der im Stadtbild verloren gegangen ist.
Die Zeche Hermann, deren kurze, intensive Geschichte Selm im 20. Jahrhundert nachhaltig verändert hat – sozial, wirtschaftlich und städtebaulich.
Um diese Orte herum entsteht ein wachsendes digitales Stadtgedächtnis: mit Interviews, historischen Fotos, Filmen und interaktiven Angeboten wie dem Burgenspiel.
Mitmachen ausdrücklich erwünscht
VIRTEUM ist kein geschlossenes Projekt. Im Gegenteil: Es lebt von Beteiligung. Alte Fotos, Karten, Dokumente oder persönliche Erinnerungen sind ausdrücklich willkommen. Wer etwas zur Selmer Geschichte beitragen möchte – sei es mit Fachwissen oder einer ganz persönlichen Geschichte –, findet im Virteum offene Türen.
Diese Einladung zur Mitarbeit ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts. Denn Stadtgeschichte entsteht nicht nur in Archiven, sondern auch im Alltag der Menschen.
Ehrenamtlich getragen – gemeinsam gewachsen
Getragen wird VIRTEUM von einem kleinen Team, das ehrenamtlich arbeitet. In der Anfangsphase sorgten Fördermittel für eine technisch hochwertige Grundlage. Entscheidend ist jedoch das Zusammenspiel aus Erfahrung und Nachwuchs: fachlich versierte Mitglieder geben ihr Wissen weiter, jüngere bringen neue Ideen, technisches Know-how und andere Blickwinkel ein.
So ist VIRTEUM nicht nur ein Geschichtsprojekt, sondern auch ein Ort des Lernens und der Zusammenarbeit – generationenübergreifend und offen gedacht.
Einladung zum Entdecken
VIRTEUM ist kein fertiges Museum. Es wächst weiter, verändert sich und gewinnt neue Inhalte und Perspektiven hinzu. Genau darin liegt seine Stärke.
Wer Selm besser verstehen möchte – seine Orte, seine Brüche, seine Besonderheiten –, sollte dem Virteum einen Besuch abstatten und in seinen Geschichten stöbern. Denn hier zeigt sich, wie Stadtgeschichte heute erzählt werden kann: digital, nahbar und mit Blick auf das, was Selm ausmacht und verbindet.
Podcastfolge SELMundart zum VIRTEUM
Wer noch tiefer in die Arbeit von VIRTEUM eintauchen möchte, findet weitere Einblicke in unserem Podcast SELMundart. Dort sprechen Heinrich Schulze Altcappenberg und Niklas Berendes über Hintergründe, Ideen und persönliche Zugänge zur digitalen Geschichtsvermittlung in Selm, Link siehe unten.

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