Film-Tipp: »Stilles Land« in der ARTE-Mediathek

In der Medien-Ecke teilen wir Bücher, Filme und andere Medien, die uns inspiriert haben, bewegen oder besonders aufgefallen sind.
Film-Tipp: »Stilles Land« – Film von Andreas Dresen
Ein Regisseur, ein absurdes Stück, eine DDR-Kleinstadt im Herbst 1989. Was klingt wie der Beginn einer grotesken Komödie, wird in Stilles Land zu einem tragikomischen Kammerspiel über das Warten – auf den Sinn, auf die Veränderung, auf Godot oder gar auf Gott?
Der junge Theatermann Kai Finke kommt mit großen Ideen in eine müde Welt: Er will in einem Provinztheater Samuel Becketts Warten auf Godot inszenieren – ausgerechnet im Herbst 1989, während draußen die DDR zu bröckeln beginnt. Doch drinnen, im Theater, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Schauspieler wirken müde, das Publikum desinteressiert, die Zuständigen ratlos. Was bleibt? Warten!
Der Film von Andreas Dresen, seinem Langfilmdebüt, trifft den Nerv einer Zeit, in der alles möglich schien, vieles ungewiss war – und doch eher beim Alten blieb. Mit stiller Ironie und liebevollem Blick für seine Figuren zeigt Stilles Land, wie groß die Lücke zwischen Ideal und Alltag sein kann. Und wie politisch es ist, ein Theaterstück zu proben, während sich draußen das Rad der Geschichte dreht.
Formal zurückhaltend, aber präzise erzählt, lebt der Film von den Zwischentönen: dem Schweigen im Proberaum, dem Murmeln der Proteste im Radio, der Müdigkeit derer, die zu lange zu viel ertragen haben. Und mittendrin Kai – überfordert, übermotiviert und letztlich einfach menschlich.
Stilles Land ist kein lauter Film, aber ein bleibender. Einer, der nicht mit Pathos von der Wende erzählt, sondern von jenen, die mittendrin waren und trotzdem nur dabei. Eine Wendeerzählung aus der zweiten Reihe – berührend, klug und überraschend aktuell. Auch über 30 Jahre nach seiner Entstehung ist der Film für das Verständis unseres vereinten Landes relevant und zeichnet ein Stimmungsbild einer Kleinstadt in der DDR (gedreht in Anklam), das bis heute nachzuwirken scheint.
Bemerkenswert: Thorsten Merten in der Rolle des jungen Regisseurs Kai Finke, in Stilles Land am Beginn einer beeindruckenden Filmographie.
»Stilles Land« ist aktuell in der ARTE-Mediathek verfügbar
»Stilles Land« in der ARTE-Mediathek (verfügbar bis 30.11.2025)
Schreibe einen Kommentar