„We are not afraid“ – Mahnwache für Demokratie in Selm

Ich muss sagen, ich hatte mir etwas anderes unter Mahnwache vorgestellt, als ich die Ankündigung gelesen hatte: Mahnwache für die Demokratie, am 9.2. um 15 Uhr am Bürgerhaus. Mahnwache bedeutet für mich schweigendes Herumstehen. Mit Plakaten natürlich.
Als ich auf dem Platz vor dem Bürgerhaus ankam, waren da überraschend viele Menschen, Kinder rannten herum, es war bunt und hatte etwas von freudiger Aufbruchsstimmung. Noch überraschender: Sie sangen, mit Gitarrenbegleitung, den ersten Paragraphen des Grundgesetzes, We shall overcome, Shalom Chaverim …
Unvermittelt berührt hat mich die Liedzeile: We are not afraid. Doch, bin ich. Dieses Gefühl der Besorgnis ist zunehmend präsenter geworden. Wenn ich Hochrechnungen betrachte, die Entwicklungen in der politischen Landschaft im In- und Ausland verfolge, dann schwingt da durchaus Angst mit. Ich würde mich auch nicht mehr mit jedem auf einen politischen Diskurs einlassen.
Das ist vielleicht eine naheliegende Reaktion, vielleicht auch in einigen Situationen vernünftig. Aber ist das die richtige Haltung? Und was wäre die richtige Haltung? Es ging ja durch die Medien, die Demonstrationen für Demokratie hätten letztendlich der AfD genutzt, weil in der Folge die Parteibeitritte stark anstiegen. Aber welche Folgerung ist daraus zu ziehen?
Es geht darum, Gesicht zu zeigen.
Da standen jedenfalls nun etwa 200 Menschen, mit ihren bunten Plakaten, jung und alt und bekennen, dass etwas zu verteidigen gilt und hochgehalten werden muss: unsere Demokratie. Und die Vielfalt in dieser Demokratie. Dafür sind die Bürger:innen gekommen. Das Singen hat spürbar etwas verändert – da erhebt man seine Stimme und es entsteht ein Klang, eine Gemeinschaft.
Jeannine Tembaak sagt: „Es geht darum, Gesicht zu zeigen.“ In einer Zeit, in der so vieles düster wirke und man sich schnell darin allein und verloren fühle. Aber wenn man weiß, dass da noch andere sind, denen es ähnlich ergeht, stärkt das. Die Einladung, noch eine Weile zu bleiben und Gespräche zu führen und sich auszutauschen, haben viele angenommen.
Wachsam auf unsere Demokratie achten
Es ist an der Zeit, wachsam zu sein und auf unsere Demokratie zu achten. „Nicht gegen jemanden“, wie Stefanie Schulte sagt, „sondern für die Demokratie“. Stephanie Schulte hat zusammen mit Bernd Siegeroth die Interessensgemeinschaft Lichtblicke Demokratie gegründet und diese Mahnwache organisiert. Eher kurzfristig und weil so viele Menschen da waren, hat sich die ursprünglich geplante Mahnwache zu etwas anderem entwickelt. Wie gut, wenn sich etwas der Situation entsprechend organisch entwickeln kann. Insofern war das gemeinsame Singen sehr angemessen, die Stimme zu erheben bewegt in jedem etwas und wirkt kraftvoller als schweigend vor den Problemen zu stehen und zu fürchten, was da so kommen könnte.
Man muss genau hinsehen, was da im Parteiprogramm steht.
„Man muss genau hinsehen, was da im Parteiprogramm steht “, sagt Dave Deutrom und hält dabei sein Schild mit dem QR-Code, den er erstellt und mit weiteren Informationen zur Interessengemeinschaft und zum Thema verbunden hat. „Ich möchte, dass alle Menschen in diesem Land in Frieden ihr Leben leben können.“
Dafür haben die Initiatoren einen offenen Stammtisch in der Familienbildungsstätte eingerichtet, um genau hinzusehen, sich auszutauschen und weitere Aktionen zu planen. Der nächste findet am 11.3. um 19 Uhr statt. Wer dabei sein möchte, ist herzlich eingeladen.
Ich möchte allem Gesagten zustimmen. Ich war bei jeder Mahnwache und Demo für Demokratie und gg. rechte Hetze, in Selm, in Olfen, in Lünen, die sich zeitlich einrichten ließ. Ich bin sehr dankbar, dass Bernd Siegeroth und Stephanie Schulte die Interessengemeinschaft ins Leben gerufen haben. Dass wir in einer Demokratie leben ist leider nicht selbstverständlich und wir müssen Alle etwas tun!
Danke für die Rückmeldung!
Ja, diese Mahnwache war tatsächlich ein Lichtblick, für die Demokratie und für Selm. Dank an die Initiatoren!