Erkältungszeit 2024 – Wo ist der Duft nur hin?
Es ist Oktober, Erkältungszeit und wie jedes Jahr hat es auch mich erwischt. Ich huste, tröpfle, schniefe und keuche, plage meine Mitmenschen, fordere Mitleid, Trost und Zuspruch.
Dazu Tee und Gebäck, Hustentropfen, Nasenspray und ein Kuscheltier.
Bedauerlicherweise verliere ich in diesen Erkältungszeiten außer meiner Contenance auch immer meinen Geruchssinn und ich vermisse dann den Duft der frisch gekochten Hühnersuppe, die mir mein Liebster in Zeiten von Krankheit und Elend immer zubereitet
Überhaupt fehlen mir in dieser Zeit alle schönen Gerüche, auch der Duft eines ganz bestimmten Parfums, das ich sehr liebe. Die Nase zu, der Duft weg.
Ach ja, lassen Sie uns über Düfte reden….
Düfte sind etwas Wunderbares und ich versuche ja immer das Schöne, das Berührende, das Ergreifende zu finden. Was leider nicht immer klappt, es sei denn, ich bin weit draußen in der Natur oder in einem meiner bevorzugten Museen oder Galerien. Nunja.
Wie bereits erwähnt, Düfte sind etwas Wunderbares! Düfte rufen in uns Stimmungen hervor. Sie lösen Gefühle aus, wecken Erinnerungen aus längst vergessenen Tagen, können uns in Entzücken versetzen, in Rührung, aber auch in Ärger und Wut oder sogar Angst.
Es gibt sie immer und überall. Düfte bestimmen unsere Wahrnehmung und ebenso wie die Dinge, die wir sehen oder hören, schmecken oder fühlen, ist das, was wir riechen, eine wichtige Komponente unseres Lebens.
Doch im Gegensatz zu den Sinnen, die uns immer bewusst sind, die visuelle, auditive, gustatorische und taktilen Wahrnehmung geht der olfaktorische Sinn etwas unter. Dabei ist gerade der Geruchssinn, das Riechen, also die olfaktorische Wahrnehmung der mit Abstand komplexeste chemische Sinn des Menschen. Menschen, die ihren Geruchssinn verloren haben, sind nicht mehr in der Lage, ihr Essen wirklich zu schmecken. Ein Problem, das gerade viele an Covid Erkrankte zu bewältigen hatten.
Düfte können uns geradezu verzaubern. Sie können Magie sein, die uns in der Zeit versetzen kann. So wie der Duft von Phlox mich direkt zurück in den Garten meiner Großeltern katapultiert, kann jede und jeder von uns im Bruchteil einer Sekunde direkt in seine oder ihre Kindheit versetzt werden. Quasi Zeitreisen! Und das nur durch den speziellen Duft, der mit einer Situation, einer Person, einem Ereignis verknüpft ist.
Düfte sind in der Lage uns an unsere erste Liebe zu erinnern aber auch an die erste Beerdigung, beispielsweise wenn Weihrauch bei der Trauerfeier eine Rolle gespielt haben sollte.
Der besondere Geruch des eigenen Kindes, insbesondere des Neugeborenen, ist ein Duft, den eine Mutter nie vergisst. Der Geruch von Wunderkerzen kann uns direkt zurück unter den ersten Weihnachtsbaum beamen, den wir als dreijähriges Kind mit leuchtenden Augen wahrgenommen haben, vielleicht sogar mehr als funkelnde Kerzen und glitzernde Kugeln. Ich könnte hier jetzt endlos Beispiele aufzählen aber ich beschränke mich auf diese Information zum Geruchssinn, die ich auch sehr interessant finde:
Menschen können das Alter Anderer mit der Nase identifizieren. Dies haben amerikanische Forscher mit einem Schnüffeltest herausgefunden. Denn jedes Alter hat seine ganz bestimmte Duftkombination.
Zitat: Praxis der 5 Sinne; Luzern
So wie meine Großmutter nach Oma roch, mit einer zauberhaften Note Tosca (einige werden diesen Damenduft aus den Wirtschaftswunderjahren noch erinnern), riechen alte Menschen in meinem Umfeld anders als junge Menschen.
Das jedoch bringt mich gerade auf einen anderen Pfad, der nicht so lieblich duftet.
Leider gesellen sich zu den echten und authentischen Gerüchen immer mehr irritierende Gerüche, die es schwer machen, den wahren Menschen zu riechen. Was eigentlich wichtig wäre, denn nicht umsonst sagt man, dass man jemanden riechen oder nicht riechen kann.
Alles wird überdeckt von parfümierten Waschmitteln und Weichspülern, diversen mehr oder weniger aufdringlichen Deos, Haarsprays etc.
Und damit sind wir bei der Geruchsbelästigung.
Bei all dem Zauber, der Magie, dem Wunderbaren, das uns Düfte vermitteln können aber
mittlerweile riechen Städte, auch ganz kleine Städte, nicht mehr nur nach Verbranntem und Verkohltem, wie Döner, Gyros und Brathähnchen. Wenn es wenigstens Zuckerwatte gäbe und am besten auch noch gebrannte Mandeln, und das nicht nur im Advent… aber ich schweife ab.
Einkaufsstraßen, ob in kleinen oder großen Städten, bieten eine Fülle von Gerüchen.
Da gibt es Bäckereien, deren Duft nach frischen Backwaren durch die offenen Türen nach draußen dringt, Kaffeeröstereien, die jedem Kaffeeliebhaber das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
In Kaufhäusern und Supermärkten werden Düfte verströmt, ebenso in Parfümerien und Drogeriemärkten. Es gibt das sogenannte Duftmarketing und Düfte werden gezielt eingesetzt, um die Kauflust zu steigern. Wenn es angenehme Gerüche sind, gerne. Das ist manipulativ, aber das ist Marketing, das ist Werbung immer. Manchmal kann diese Art Manipulation aber auch das Gegenteil bewirken. Ich glaube, aber ich bin mir nicht sicher: In manchen Lebensmittelgeschäften wird der Geruch von frisch gebratenen Frikadellen verströmt. Anders kann ich mir nicht erklären, warum manch ein Supermarkt an gewissen Tagen riecht wie ein Grill. Das erhöht meine Kauflust jedoch nicht, sondern zwingt mich dazu, den Laden fluchtartig zu verlassen.
Richtig schlimm wird es, wenn das alles zusammenkommt und ein unangenehmes Konglomerat von Gerüchen durch eine Straße wabert. Und seit in den Städten die Herrenfriseursalons wie Pilze aus dem Boden schießen, riechen ganze Straßenzüge nach all dem, was ich oben beschrieben habe, und bekommen dann noch den besonderen Kick durch den Duft eines Aftershaves, das großzügig über jedem Kunden verteilt wird.
Manchmal ist es mir zu viel des Guten, aber da ich mich bemühe wirklich immer in allem auch etwas Positives zu sehen: Erkältungszeiten haben auch auch ihre Vorteile!
Bis dahin …
Leben, lieben, lachen. Und das Atmen nicht vergessen!
Anna
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