Kolumne: Es ist soweit, Sommerzeit! – Pro und Kontra

Es ist wieder soweit, am letzten Sonntag im März beginnt die Sommerzeit. Für die einen ein Segen, für andere ein Fluch. Für uns ein Anlass, es mal von zwei Seiten zu beleuchten.
Die Antwort auf die Pro-Seite stammt allerdings von unserem Praktikanten Chat-GTP.
Pro: So schön hell abends!
Von SELMagazin-Redakteur Oliver Hübner

Ende März und Ende Oktober findet das beliebte Ritual der Zeitumstellung statt. Also das Verstellen der Uhren. Denn die Zeit wird ja nicht umgestellt, höchstens der Name der Zeit in der Zeitzone, von Mitteleuropäische Zeit auf Mitteleuropäische Sommerzeit. Im März, im Oktober ist es anders herum.
Wir drehen also am Zeiger und plötzlich drehen alle am Zeiger! Das ist ein Mini-Jetlag! Mein Biorhythmus dreht dann für Tage durch! Müde, ich bin dann völlig müde! Und die Hunde erst! Wie soll ich es dem Hund erklären? Und die armen Kinder, die dann wieder im Dunkeln früh raus müssen! Mimimimimimimi!
Jedes Jahr das gleiche Theater: Die Uhren werden umgestellt, und halb Deutschland verfällt in kollektives Gejammer. Der Einwand, den ich am wenigsten verstehe ist, dass uns angeblich eine Stunde geklaut wird. Ach ja? Wurde die Stunde etwa heimlich von der Regierung konfisziert? Oder von der großen Weltverschwörung? Nein! Sie ist immer noch da – nur eben ein bisschen verschoben.
Es stimmt, dass der letzte Sonntag im März nur 23 Stunden hat, der letzte Sonntag im Oktober dafür 25. Und trotzdem verschwindet keine Stunde! Ein einfaches Beispiel soll das verdeutlichen: Wenn ich 24 Plätzchen habe, die sonst immer in einer Packung sind, nun aber in einer Packung 23 Plätzchen sind, das 24. aber in der nächsten Packung, dann habe ich immer noch 24 Plätzchen. Nur eben nicht in einer Packung. Die Verpackungsgrenzen sind verschoben, nicht aber ein Plätzchen verschwunden.
Ich für meinen Teil finde die Zeitumstellung jedenfalls großartig. Endlich bleibt es abends länger hell! Das bedeutet: länger draußen sitzen, den Feierabend auf der Terrasse genießen und dabei das erste Grillgut der Saison zelebrieren. Jetzt, da auch die Temperaturen das zulassen.
Gestern noch verschwand die Sonne am Horizont von Selm um 18:58 Uhr, am heutigen Sonntag erst um 20:01 Uhr! Klasse! Während andere sich über Mini-Jetlags beklagen, nutze ich die gewonnene Helligkeit, um abends noch eine Runde joggen zu gehen – oder zumindest mit einem kühlen Getränk in der Hand den Bienen beim Pollensammeln zuzusehen.
Aber Moment, gab es da nicht mal Bestreben, in der EU das Uhrenverstellen abschaffen? Das Ergebnis? Endlose Diskussionen, kein Beschluss – und zweimal im Jahr drehen wir trotzdem weiter an den Zeigern. Ich erinnere mich, dass ich sogar mal abgestimmt habe, welche Zeit ich das ganze Jahr haben möchte. Da habe ich natürlich für die Sommerzeit gestimmt. Auch wenn es im Winter bedeutet, dass es erst nach 9 Uhr richtig hell wird. Das wäre natürlich nicht schön, aber für lange, helle Sommerabende nehme ich das gern in Kauf. Vielleicht ist die Zeitumstellung ja doch sinnvoller, als manche glauben. Ich jedenfalls bin dafür. Mein Jetlag ist nach dem Mittagsschlaf am Sonntag überstanden und ich weiß ja, dass uns keine Stunde gestohlen wird. So!
Also, lieber Mitmensch, anstatt dich über die „gestohlene“ Stunde aufzuregen, erfreue dich doch einfach über das Plus an Tageslicht. Und wenn du wirklich eine Stunde verloren hast – dann such sie doch einfach wieder. Vielleicht liegt sie ja unter der Couch oder zwischen der aussortierten Winterkleidung.
Die Sommerzeit gab es in Deutschland übrigens erstmals im Jahr 1916, aber nur für kurze Zeit. Eine regelmäßige Sommerzeit gibt es seit 1980. Erst seit 1996 dauert die Sommerzeit in Deutschland von Ende März bis Ende Oktober.
Quelle: Wikipedia
Kontra: Wer hat an der Uhr gedreht?
Von SELMagazin-Redakteurin Petra Burkhart

Die Sommerzeit hat wieder angefangen. Ganz toll. Also wieder durchs Haus und alle Uhren checken, die sich nicht selbst einstellen.
Wie immer habe ich vergessen, wie man die Rollläden programmiert und hämmere entnervt auf der Tastatur herum. Den alten Herrn anrufen, ob er mitbekommen hat, dass heute die Uhren anders ticken.
Der erste Morgen geht immer noch einigermaßen, ist ja auch Sonntag, schon am zweiten bin ich hundemüde. Mein Hund auch. Der hat seine Morgenroutine, mit der wir prima fertig werden, bevor die Termine losgehen. Aber irgendwie hat er wohl gestern die Nachrichten nicht geschaut und wunderte sich, was ich heute früh von ihm wollte. Macht ja keinen Sinn länger im Bett zu bleiben, wenn es morgen funktionieren muss. Besser gleich mit dem Üben anfangen. Aber er hat mich nur beleidigt angeschaut, natürlich nicht gefressen, deshalb kann er seine Medikamente nicht nehmen … seufz. Ich will wirklich nicht wissen, was das für Menschen bedeutet, die in der Landwirtschaft arbeiten. Die tun mir aufrichtig leid.
Jedes Jahr wieder hoffe ich, dass dieser Unsinn endlich aus der Agenda überflüssiger Eingriffe in unser Leben verschwindet. Einfach abgehakt wie ein mieses Rezept. Ausprobiert, bringt nichts, weg damit.
Fassen wir doch mal kurz zusammen:
Die minimale Stromersparnis – denn Energieersparnis war ja ursprünglich die Motivation für dieses Unterfangen – wird durch die erhöhten Heizkosten an den kalten Frühlingsmorgen leider aufgewogen.
Es gibt Studien, die davon sprechen, dass die Zeitumstellung schädlich ist, besonders für ältere Menschen, Frauen und Kinder. Das reizt mich zu zynischen Kommentaren – das waren für Politiker ja schon immer die interessantesten Bevölkerungsgruppen.
Aber es geht doch auch allen so: Allgemein kann man feststellen, dass die Umstellung das Herz-Kreislaufsystem belastet, zu Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten führen kann, was weder im Job noch im Verkehr gut ankommt.
Klar, viele Menschen arbeiten ihr ganzes Berufsleben im Schichtdienst. Sie schaffen es, aber wir wissen doch auch, was es bedeutet. Ist das ein Grund dafür, es allen zuzumuten? Summa Summarum also Stress für Mensch und Tier.
Es mag ja nett sein, wenn es abends länger hell ist und die Schüler:innen nach den Herbstferien noch ein paar Tage im Hellen zur Schule gehen können. Diese Stunde rettet leider nicht lange, dann ist es trotzdem morgens dunkel.
Der Biorhythmus dagegen ist etwas nachtragender. Wenn man den allerdings ernst nähme, müsste man überlegen, die Schule generell später zu starten, weil 8 Uhr bekanntermaßen nicht die optimale Zeit zum Lernen ist. Aber das ist, ein ganz anderes Thema. Es ist einfach so: Unsere moderne Industriegesellschaft schert sich nicht wirklich um natürliche Rhythmen.
Aber wenn die Sinnlosigkeit erkannt wurde, warum macht man es nicht einfach rückgängig? Weil es kompliziert ist.
Mir schwebt auch irgendwo im Hinterkopf, dass es vor Jahren in der EU eine Umfrage gegeben hat, wahrscheinlich nicht repräsentativ, aber – da wurde sehr eindeutig gegen die Zeitumstellung votiert. Das größere Problem ist die Frage, wozu will man zurückkehren? Sommer- oder Winterzeit? Und geht es nicht auch darum, dass in der EU die Länder sich nicht wirklich einig werden, wie man nun zu einer einheitlichen Regelung kommen soll, wenn zum Beispiel aufgrund der geografischen Lage verschiedene Lösungen angestrebt werden? Eine einheitliche Lösung wäre vielleicht für die Wirtschaft vorteilhaft, aber die Länder haben da doch berechtigte Eigeninteressen. Stellt sich die Frage: Muss es eine einheitliche Regelung geben?
Wenn ich mir Online-Meetings mit Teilnehmer:innen aus verschiedenen Nationen anschaue, dann kommen alle prima mit verschiedenen Zeitzonen zurecht. Man wirft den Zeitumrechner an und los geht’s. Ich traue unserer Wirtschaft durchaus eine gewisse Kreativität und Anpassungsfähigkeit zu. Gab es da nicht schon viel größere Hürden?
Ehrlich gesagt, mir ist es schon fast gleichgültig, welche Zeit wir übernehmen wollen. Macht meinetwegen eine Abstimmung. Aber lasst uns endlich aus dieser Nummer raus!
Gehörst Du zum Team „Bio-Rhythmus“ oder zum Team „Helle Abendstunde“? Soll alles so bleiben oder ist das Uhrendrehen großer Mist? Schreib uns doch gerne einen Kommentar!
Schreibe einen Kommentar