Selmer Geschichten: Ein Jahr in Selm
Blick vom Dreistädteeck: Schloss Cappenberg auf dem Schlosshügel

Selmer Geschichten: Ein Jahr in Selm

Schlossblick

Es ist dieser Blick auf das Cappenberger Schloss. Davor die Wiesen mit einzelnen Bäumen. Dort gingen wir regelmäßig spazieren, von Langern zum Cappenberger See. Es ist der Blick von Süden, vom Dreistädteeck. Hier trifft Selm auf Werne und auf Lünen. Das Schloss thront prächtig auf seinem Hügel. Stattlich, majestätisch. Das war für viele Jahre mein Blick auf Selm. Ich wohnte in Unna, in Bergkamen, einige Jahre in Dortmund. In Langern besuchte ich meine Familie. Manchmal gingen wir auch zum Schloss hinauf, damals gab es noch den Wildpark auf dem Hügel zu seinen Füßen. Dort war ich gern, beobachtete die Rehe vor der Schlosskulisse. Auch liebte ich den Blick von der Schlossterrasse, der in weite Ferne schweifen konnte. Die Halde in Bergkamen war zu sehen, Dortmund, das nahe Ruhrgebiet. In den früheren Jahren war mir allerdings nicht bewusst, dass dieses prächtige Bauwerk in Selm lag. Cappenberg war für mich etwas eigenes und Selm war eine Stadt irgendwo hinter Lünen.
Fahrradtour Selm
Um Selm herum: Radtour auf ländlichen Wegen

Fügung oder Notbehelf?

Im Spätherbst 2019 ergab es sich, dass ich kurzfristig aus meiner Hausgemeinschaft in Unna ausziehen musste. Eine Wohnung in Selm war für den Übergang gedacht. Ich hätte dort Zeit, in Ruhe zu suchen. Doch wurde aus dem Notbehelf eine feste Bleibe, aus einem Provisorium vielleicht ein Wink des Schicksals. Ich lernte die beschauliche Stadt zwischen Ruhrgebiet und Münsterland kennen. Und lieben.

Die Feldwege in den Funnenauen wurden meine Joggingstrecke, Fahrradroute und Spazierweg. Mein Neujahrsspaziergang 2020 ging durch den noch unfertigen Auenpark. Es war eine bizarr gefrorene Baustellenlandschaft, die ich im Laufe des Jahres zu einem Parkgelände heranwachsen sah. Mit Begeisterung. Enten eroberten den Bachlauf, Menschen erklommen den Hügel, der schon bald eine farbenfrohe Kuppel bekommen sollte. Die Kinder eroberten den Spielplatz, Jugendliche die BMX-Strecke und meine Generation das Boule-Feld. Alles wuchs und gedieh zu einer einzigartigen Auenlandschaft. Es erfreute mich zu sehen, wie der neue Park Gestalt annahm und von den Selmerinnen und Selmern angenommen wurde.

Schnell schätzte ich das Beschauliche an Selm. Das Tempo war entspannter als in Unna und in Bergkamen, erst recht im Vergleich zu Dortmund. Mein Weg zur Arbeit führte über Land, nicht mehr über das Kamener Kreuz. Natürlich vermisste ich bald die Gastronomie, die ich auf Unnas Marktplatz in wenigen Minuten zu Fuß erreichen konnte, das Kino, das Kulturangebot. Doch auch das, so war ich mir sicher, würde sich hier finden.

 

Schafe und Ziegen
Gemischte Herde: Schafe und Ziegen am Funnenkamp

Das ist die münsterländische Luft

Wie ländlich, genauer gesagt agrarisch Selm tatsächlich ist, erschloss sich mir mehrfach im Laufe des Jahres. Regelmäßig überzog eine Wolke von Dung den Teil der Altstadt, in dem ich wohne. Und für meine feine Städternase hielt er sich auch erstaunlich lang. Ein Regen brachte im Sommer keine Erlösung, wie ich mehrmals hoffte, sondern verhalf den Nitratdämpfen aus dem Boden zum erneuten Aufstieg in einer weiteren Duftwolke. Die münsterländische Luft, aha! Das Vieh dazu verortete ich in den Stallungen entlang meiner Joggingstrecke links und rechts der Funne. Mehrmals tauchte es aber selbst auf den Wiesen und Feldern auf: Eine vielköpfige Schafsherde graste mal hier, mal dort, zu meinem großen Erstaunen in Gesellschaft einiger Ziegen.

Ein Jahr mit Corona

Mein Jahr in Selm stand allerdings auch unter einem anderen Zeichen, dem von Corona. 2020 wurde kein nomales Jahr. Ich verbrachte mehr Zeit in Selm, als es mir lieb war. Denn anstelle zur Arbeit nach Bergkamen zu fahren, richtete ich mich für viele Wochen an meinem häuslichen Schreibtisch ein, im Home-Office. Kontakte vor Ort waren schwieriger, auch die Gastronomie konnte ich ab März fast ausschließlich im Freien aufsuchen. So entdeckte ich den Biergarten der Gaststätte Suer und hoffte auf den nächsten Veggie-Burger im Lumber Jack’s Diner.

Die Corna-Zeit erschwerte auch meine selbständige Arbeit, da ich vor Ort nur schwierig Kontakte knüpfen konnte.

Ich freue mich auf das kommende Jahr und hoffe bald auch das “normale” Selm kennenzulernen. Die Menschen, die Kultur, das Leben. Die Gebäude, die Landschaft und Nachbarinnen und Nachbarn hinter Gesichtsmasken kenne ich inzwischen ein wenig.

Disclaimer:
Ich bin Berufspendler zwischen Ost und West, habe eine Teilzeit-Festanstellung bei einem EDV-Unternehmen in Bergkamen und bin freischaffender Autor und Webgestalter. Mein Büro ist in Selm, mein ehelicher Hauptwohnsitz, an dem ich etwa ein bis zwei Wochen im Monat verbringe, ist in Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. Dort steht ebenfalls ein sehenswertes Schloss.

Persönliches:

Name:

Alter:

Geburtsort:

Beruf:

Ich wohne in Selm seit:

Das mag ich an Selm besonders:

Das fehlt mir in Selm:

Mein Lieblingsort in Selm:

Dafür bin ich dankbar:

Das kann ich besonders gut:

Hobby:

Lieblingsbuch:

Lieblingsfilm/Serie:

Lieblingsessen:

Lieblingsreiseland:

Oliver Hübner

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Unna

Autor, Webgestalter, Software-Dokumentation (Dipl.Physik)

Ende 2019

Nah an der Natur zu sein

Gastronomisches Angebot

Felder an der Funne, Auenpark

In einer Region ohne Krieg und Hunger zu wohnen

Die ersten 80% von etwas Neuem lernen

Joggen, Radfahren

“Kruso” von Lutz Seiler

Die “Star Wars”-Filme

Grünkohl westfälischer Art in veganer Variante

Die Niederlande

Oliver Hübner - Autor, Blogger und Webgestalter aus Selm und Schwerin, geb. 1968 in Unna

2 Kommentare zu „Selmer Geschichten: Ein Jahr in Selm

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