Klimafasten, Woche 3: von Spinat-Lasagne und Kohlebrötchen – saisonal, regional, fleischlos

Klimafasten, Woche 3: von Spinat-Lasagne und Kohlebrötchen – saisonal, regional, fleischlos

Das ist doch mal ein Traum: die Lasagne-Diät! Wer wäre da nicht sofort dabei? Die Pfunde purzeln und wir schlemmen wie Kater Garfield. Also natürlich nur, wenn die Fasten-Variante auch zielführend ist. 

Spoiler: sie ist es, wenn auch nur teilweise. Diese Woche stand unter dem Motto “Regionale Kost” und “fleischlos”.

Es ist die dritte Woche der Aktion Klimafasten der Stadt Selm.

Plan für Klimafastenwoche 3

Diese Woche:

  • verzichte ich für vier Tage auf Fleisch
  • kaufe ich mindestens ein Mal regional ein
  • werfe ich keine Lebensmittel weg
  • informiere ich mich über saisonale Lebensmittel

Fleischlos glücklich …

Der Plan des Klimafastens hatte in dieser Woche einen Rezeptvorschlag für mich: Spinat-Lasagne. Und zwar unter dem Aspekt der regionalen, saisonalen Produkte und der fleischlosen Kost.
 

Da ich mich seit 30 Jahren fleischlos ernähre und zunehmend auch auf vegane Kost achte, habe ich mir für Punkt 1 der Wochenaufgaben eine höhere Hürde gestellt: “Diese Woche ernähre ich mich an vier Tagen vegan.”

Das ist sogar noch besser für den Klimaschutz als nur vegetarische Kost. Denn bei der Erzeugung von Milchprodukten entstehen deutlich mehr Klimagase, als beim Anbau pflanzlicher Lebensmittel. Für ein Kilogramm Käse werden etwa 8,5 kg Treibhausgase, für ein Kilogramm Kartoffeln nur 0,2 Kilogramm frei gesetzt. (Quelle: Ökotest.)

Auch wenn ich seit mehreren Jahren schon die vegane Kost der vegetarischen vorziehe, fällt es mir schwer, mich ausschließlich vegan zu ernähren. Ganz gut fahre ich nach dem Motto “Zu Hause vegan, auswärts vegetarisch”.

So muss ich Gastgeberinnen und Gastgebern nicht kompliziert meinen Speiseplan erklären, fleischfrei ist in der Regel verständlich und inzwischen akzeptiert. In Restaurants außerhalb der Szeneviertel von Berlin, Hamburg und Köln ist es so gut wie unmöglich, vegane Gerichte zu bekommen. Beim privaten Einkauf hingegen finde ich fast alles, was ich brauche ohne tierische Beigaben.

 

Inhalt und Form: Wie hältst Du es mit “Ersatz”-Produkten?

Beim Einkauf lese ich allerdings immer die Zutatenliste. Denn ich kaufe lieber Salzstangen zum Knabbern anstelle der Chips, die Molkepulver enthalten. Im Einkaufswagen landen Nudeln aus Hartweizengries und keine Eiernudeln. Froh und dankbar bin ich für alle veganen “Ersatz”-Produkte, wie Hafermilch, Salami auf Weizenbasis und vegane Aufstriche. Im Drogeriemarkt an der Kreisstraße gibt es wirklich köstliche vegane Doppelkekse und diese Soja-Würstchen nach Chorizo-Art. Diese sind für mich längst kein Ersatz mehr.

Ebenso dankbar bin ich über die Kennzeichnung veganer Produkte mit einem grünen V. Und doch erlaube ich mir, dabei auch mal ein Auge zuzudrücken. “Kann Spuren von Molkepulver/Eiern enthalten” kann ja auch bedeuten, dass es sie nicht enthält. Oder? Und beim Bäcker frage ich nicht, welches Brot vegan ist.

… und bevor jetzt jemand fragt: Ja, ich esse gerne Soja-“Würstchen” und “Salami” auf Weizen-Basis. Und ich nenne beides auch beim Namen. Denn ich lehne den Inhalt für mich ab, also das Fleisch, das in “normalen” Würstchen ist. Die Wurst sehe ich als äußere Form.

Und manchmal, ja da habe ich einfach Appetit auf ein knackiges Brötchen mit Camembert oder auf die Brokkoli-Pizza von Romantica. Dann ist das so, dann esse ich es, aber es ist für mich die Ausnahme und nicht die Regel.

Das mache ich so seit vielen Jahren, weil ich mich so klimaschonend verhalten möchte, wie es mir möglich ist.  Auch weil ich mit meinem Konsum die Massentierhaltung nicht unterstützen möchte. Der Gedanke an Tierhaltung, Schlachtung, an das Leid und die Qualen der Tiere, die in der Auslage der Fleischtheke oder verpackt im Kühlregal liegen, hat über die Jahre zu einer Abscheu vor Fleisch geführt. So habe ich es nie als wirklichen Verzicht gesehen, mich fleischlos zu ernähren.

In der dritten Fastenwoche fiel es mir somit auch nicht schwer, die vier veganen Tage einzuhalten. Obwohl es mittags Lasagne gab!

Spinatlasagne
Einkauf für die Spinat-Lasagne, so regional es geht: Tomaten aus dem Rheinland, Zwiebeln aus den Niederlanden, Spinat und Nudeln aus Italien, veganer Käse auf Mandelbasis, Herkunft unbekannt

Spinatlasagne vegan und fast regional

Die Spinatlasagne bereitete ich also vegan zu. Spinat, Nudeln, Tomaten, kein Problem. Zum Rezept gehörten aber auch Frischkäse für die Spinatsauce und Käse zum Überbacken. Für beides bietet der lokale Handel wohlschmeckende, vegane Alternativen.

Allerdings befand ich die Wahl der Sorte “Burger-Scheiben” später als unglücklich, die “leckere Würze” (Herstellerangabe), die ihn als Burger-Käse auszeichnen mag, passte zur Spinat-Lasagne für meinen Geschmack weniger. Der Streukäse wäre vermutlich die bessere Alternative gewesen. Aber Geschmack ist schließlich eine Geschmacksfrage.

Spinatlasagne (vegan)
Ein Zeichen! Ein Wink des Herrn? Der Höchste segnete meine Spinat-Lasagne in Fastenwoche drei.

Rezept Spinat-Lasagne

  • 400 g heimischer Blattspinat
  • 1 Zwiebel
  • 200 g passierte Tomaten aus heimischen Anbau
  • 1 EL Tomatenmark
  • 175 g Frischkäse oder vegane Alternative
  • Lasagneplatten
  • Kräuter, Salz, Pfeffer, Muskat
  • Käse zum Überbacken oder veganer Ofenkäse
Sauce 1: 1/2 Zwiebel, anbraten, Spinat dazu, Frischkäse unter heben
Sauce 2: 1/2 Zwiebel, Tomaten, Tomatenmark, würzen
 
Schicht für Schicht in Auflaufform, mit Tomatensauce beginnen und mit Tomatensauce enden, mit Käse bestreuen, 40 – 50 Minuten bei 175 ° im Ofen backen.

Regional, saisonal

Die Lasagne war nun vegan, prima! Aber auch regional? Das gelang nicht ganz. Tomaten aus dem Rheinland, Zwiebeln aus den Niederlanden, die ich vorrätig hatte, das lasse ich als regional durchgehen. Der Spinat und die Lasagne-Platten kamen allerdings aus Italien, der Frisch- und Scheibenkäse wird im Allgäu aus Mandeln, Kokosöl und Sonnenblumenöl aus (mir) unbekannter Herkunft hergestellt. Von münsterländischen oder allgäuer Mandelplantagen habe ich noch nicht gehört, die verorte ich in Kalifornien, und Kokosnüsse, na ja. Das zähle ich  als Minuspunkt der Wochenaufgabe, Auftrag “regional” teilweise erfüllt.

Und saisonal? Überrascht hat mich der Spinat: der ist frisch aus heimischem Anbau von März bis Mai erhältlich, sagt der Saisonkalender. Kommt der wohl auch aus Freilandhaltung oder aus dem Gewächshaus?

Tomaten, das weiß der erfahrene Balkon-Gemüsebauer, sind erst im Herbst reif. Auch hier vermute ich den ganzjährigen Sommer der rheinländischen Gewächshäuser als Herkunft meiner Tomaten. Aufgabe “saisonal” ebenfalls nur zum Teil erfüllt.

Brötchen dunkel
Dich schwarzen Klumpen ess ich nicht, auch wenn ich dich nicht wegschmeissen darf ...

Ich ess dich, ich ess dich nicht …

 “Iss mich”, sagte der Kohleklumpen auf meinem Frühstücksteller, “ich bin ein verwunschenes Brötchen!”

Und noch ein Punkt, den ich nicht erfüllt habe: keine Lebensmittel wegwerfen. Ausgerechnet in dieser Woche, in der ich abends alle Reste der Mittagsmahlzeiten verputzte, in der ich keine Frucht weich werden ließ, war ich kurz abgelenkt, als ich mein Frühstücksbrötchen vom Vortag im Ofen aufwärmen wollte. Was mache ich also mit dem verkohlten Klumpen? Er landete im Biomüll.
 

Ich interpretiere die Wochenaufgabe leicht um und sehe ihn als Appell an meine Achtsamkeit, keine Lebensmittel leichtfertig wegzuwerfen. Altes Brot? Da gibt es tolle Rezepte für Knoblauchbrot. Apfelsinen schimmelig? Weniger kaufen oder wirklich jeden Tag eine essen! Vitamin C, wichtig! Und Milch gieße ich schon seit langem nicht mehr weg, da Hafermilch wirklich so lange hält, bis sie aufgebraucht ist. Selbst bei einem Wenig-Milch-Trinker, wie mir.

 
 

Links zur Fastenwoche 3

 
 
 
 

Das Klimafasten ist eine Aktion der Stadt Selm und wird von der Klimamanagerin Lea Freese koordiniert.

Oliver Hübner - Autor, Blogger und Webgestalter aus Selm und Schwerin, geb. 1968 in Unna

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