Selmer Alltagsspuren: </br> Selm testet (und impft)

Selmer Alltagsspuren:
Selm testet (und impft)

In den Iden des März...

So richtig toll ist der Ruf nicht, den der März genießt.  Klar, es ist der Monat des Frühlingsanfangs, des Arbeitsanfangs der Agrarszene, in dem der Bauer den Trecker anspannt … Neustart der Natur, an der sich auch der mitteleuropäische Mensch mit seinem Jahresverlauf orientiert.

Die frühlingshafte Aufbruchstimmung verdüsterte sich allerdings 44 vor Christus für die Follower von Gaius Julis Caeser, als dessen politische Karriere im Kreis der bisherigen Verbündeten unter massiven Einstichen ein eher abruptes Ende nahm.

Die Meinungsforscher seiner Zeit hatten ihn – so die Überlieferung – gewarnt, dass es noch bis zu den “Iden des März” // 15. März 44 v. Chr. dauern könne, aber es gebe ein massives Zustimmungsproblem. Leicht spöttisch triumphierend habe Caesar den Fachleuten beim Sitzungsbeginn am  15. März zugerufen: “Die Iden sind da! Wo ist das Problem?” – und die die Antwort erhalten: “Ja, aber noch nicht vorbei!”.

Am Ende des Tages die Erkenntnis: “Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben …”

[Selmagazin] Ausschnitt Karl_Theodor_von_Piloty_Murder_of_Caesar_1865
Man beachte das Einstichswerkzeug am oberen rechten Bildrand. Und den Kranz (corona) um den Kopf des Gaius Julius Caesar.

Der März des vergangenen Jahres hat sich wieder in der Mitte des Monats eher blöd angefühlt. Einen ersten “Fall” einer bestätigten Corona-Infektion gab es am 12. März, ein paar Tage zuvor klangen die  “Empfehlungen” der Bundesregierung zur Sachlage immer noch sehr freundlich, fast bewusst entspannt:

Von den Aufrufen und Appellen
zu Auflagen und Abschottungen

Den langen Weg über die Absagen, die ersten Schließungen, die ersten erbitterten Debatten um “Masken // MNB // Gemeinschaftsmasken // Alltagsmasken”, erste Hilfsideen für Betroffene, über das erste Gefühl “naja, wird schon” zum ersten Todesfall in Selm, dem “Aus” für Großveranstaltungen weit ins Jahr hinein, Nachlässigkeiten im Sommer, neues und rasches Ansteigen der Zahlen im Herbst und im Winter und die mehr oder weniger hilfreichen Anpassung – den langen Weg geht gerade jeder mehr oder weniger stolpernd, wütend, entsetzt, traurig mit.

 

Dazwischen gute und halbwegs gute Nachrichten in Selm: Nachbarschaften helfen einander, die Regeln werden im Gesamteffekt gut eingehalten, die Läden vor Ort entwickeln Ideen, in NRW ist durchgängig das Bestellen und Abholen von Waren möglich. Irgendwie geht es weiter, wenn auch immer wieder mit Tiefschlägen, wenn die Krankheit Familie und Freunde erwischt, wenn Menschen sterben.

Gegen Jahresende beginnt ein Silberstreif am Horizont: Impfungen kommen näher, der Impfstoff, der den Goldstandard setzt, kommt sogar aus Deutschland. In Unna wird ein kreisweites Impfzentrum aufgebaut, sehr schnell und präzise.

Allerdings gibt es die ersten Terminvergaben erst ab dem 25. Januar 2021 – der Impfstoff ist kompliziert zu lagern und eher knapp. Als es am 08. Februar 2021 losgehen soll, hat am Sonntag der Winter begonnen – d e r Winter 2021, der eine Woche lang sich Mühe gibt, alles lahm zu legen. Aber: Es geht los.

Vorab geimpft wurden die Bewohner der Alten- und Pflegeheime im Kreis – und bald wird sich zeigen, dass die Impfung der Hochbetagten und Vulnerablen einen guten Effekt hat: Die Todeszahlen sinken deutlich in den Heimen, die bislang oft Hotspots waren und für viele Bewohner schwerste Krankheitsverläufe bedeuteten.

 

Fachkraftimpfung und Bürgertestung

Im Übergang zum Frühlingsmonat ändern die handelnden Personen – die Handlungsträger sind seit dem letzten Frühjahr identisch besetzt – ihre Strategie und setzen nun auf eine Ausweitung der Tests, um möglichst genau abbilden zu können, wie sich die Infektion entwickelt. Zugleich werden bestimmte Berufsgruppen zügiger geimpft, um in Bildung, Betreuung und Pflege die Menschen besser zu schützen, die seit Monaten zentrale Aufgaben übernehmen, teils über jede Zumutbarkeit hinaus.

Unter dem Stichwort “Bürgertest” will die Bundesregierung jedem Bürger, jeder Bürgerin jede Woche einen “Corona-Schnelltest” ermöglichen – auch das beginnt im März 2021.

Für Selm stellt die “Bärenapotheke am Selmer Zentrum” sich dieser Aufgabe, stellt Räume und Personal, arbeitet mit dem DRK Selm und dem Kreisgesundheitsamt zusammen – der Staat wird den Aufwand refinanzieren.

Eine simple Technik macht es möglich, einen Termin zu reservieren und die notwendigen Papiere zu Hause auszufüllen – der Test selbst dauert dann eingeplante 10 Minuten, gefühlt etwa 2 Minuten. Wie zugesagt, ist nach einer guten Viertelstunde das Testergebnis auf dem Handy als pdf in der E-Mail.
Passt.

Hier entlang zur Anmeldung.

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Den März nicht vor April loben...

Jepp, so richtig lustig, frühlingshaft lebensbejahend ist diese Kolumne unter Umständen eventuell nicht. Liegt auch daran, dass vor 10 Jahren im März ein Tsunami Japan mit verheerenden Folgen niedergewalzt hat – und zur Reaktorschmelze in Fukushima geführt hat.

Ein Ereignis, das bis in den April 2011 hineinragt und endlich, und diesmal hoffentlich endgültig, die deutsche Haltung zur Atomkraft verändert hat. Aber noch ist nicht April.

Und so richtig hell ist der Tunnel der CORONA-Pandemie auch noch nicht geworden.

Die Iden des März in 44 vor Christus und die Politik drumherum haben zumindest in Mitteleuropa viele nachfolgende Entscheidungen geprägt. Scheint, dass es sich lohnt, aus der Geschichte zu lernen. “Alleinherrschaft der Helden” und “Korruption der Entscheider” als völlig bescheuerte Ideen zu entwerten, gehört mit zu den klarsten Lehren.

Geborener Sauerländer, kerngebildet als Theologe, beruflich nun medienarbeitend, erfahren als Bildungswerker und Ressourcenbeschaffer, suchend und fragend, unterwegs seit 1967, zwischen Christentum und Sozialismus nach Gerechtigkeit suchend

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