Post von Maggi – Jonglieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Post von Maggi – Jonglieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Als ich in der vergangenen Woche mit meiner Familie drüber sprach, welches Thema ich für meine neue Post ins Auge gefasst hätte, schallte mir ein einhelliger Aufschrei des Entsetzens entgegen.
„ Warum immer so negativ? Schreib doch über was positives, was nettes, vielleicht über irgendeine schöne Idee, die dich beschäftigt!“

Eines der Themen, über das ich schreiben wollte war übrigens der Verfall der deutschen Sprache, der nicht mal vor Politikern halt macht. Und damit meine ich nicht die überall aufploppenden Anglizismen, das wäre noch ein anderes Thema. Nein, ich meine solche verqueren Wortkonstruktionen wie “gefrägt” oder “angefässt”. Da schaltet sogar meine Rechtschreibkorrektur sofort auf Warnmodus, während ich das hier eintippe und unterlegt Falsches mit roten Kringeln.

Ich leide fast körperlich bei falscher Grammatik und besonders, wenn sogar Politiker wie Robert Habeck, der ja Germanistik studiert haben soll und auch als Schriftsteller firmiert, sich so äußern.

In einem TAZ Artikel wurde unser Vizekanzler mit folgendem Satz zitiert:

„Merkel ist mehrfach wiedergewählt worden. Wenn der Preis dafür ist, dass man Dinge nicht anfässt, dann ist das ein zu hoher Preis.“

Der Satz mag ja inhaltlich vielleicht seine Berechtigung haben aber mal ehrlich, „anfässt“ ? Das schreit doch danach, sich mit dem Thema zu befassen. Und mir fällt soviel dazu ein. Schade, dann ein anderes Mal.

Ich soll mich ja mit Positivem beschäftigen und wenn die Familie das möchte, dann bekommt sie das auch. Meine Familie ist mir das Wichtigste.

Da fällt mir direkt der Auenpark in Selm ein. Den mag ich wirklich sehr und es ist ein Vergnügen zu sehen, wie jetzt im Frühling alles wieder grün wird. Es blüht und sprießt. Die Enten verpaaren sich und so gibt es bald wieder diese niedlichen kleinen, tennisballgroßen Flauschebällchen, die munter überall herumschwimmen. Immer öfter sieht man auch Reiher über dem Auenpark schweben oder am Selmer Bach mit dem Füßen im Wasser auf Fische warten. Alles in allem ein idyllischer Anblick und kleine und große, alte und junge Menschen genießen den Park. Ich auch. Ich mag auch ganz besonders die Nutrias, die sich dort angesiedelt haben. Gestern noch konnte ich den possierlichen Tieren beim Spielen und Schwimmen zusehen und ich finde, sie sind eine Bereicherung, diese kleinen Minibiber.

Das finden allerdings nicht alle. Jedenfalls nicht bei der Stadt Selm, die auf ihrem Instagram Account berichtet, das derzeit überlegt wird wie man in Selm die Population der Nutrias eindämmen kann und dort unter anderem schreibt:
„Selbst der NABU NRW warnt: Nutrias können „Lebensräume wie Uferröhrichte und die in ihnen beheimateten Arten schädigen“. So tragen Nutrias mit zum Rückgang der streng geschützten „Schneide“, einer extrem seltenen Röhrichtart, bei.“
und
„Im Auenpark werden zudem Hinweisschilder aufgestellt, denn dort haben die Nager bereits enorme Schäden angerichtet. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung eine dringende Bitte: Unterlassen Sie das Füttern der Tiere, denn damit tragen Sie dazu bei, dass die Tiere ihre Scheu verlieren und gegebenenfalls Hunde und Spaziergänger angreifen.“

Der NABU NRW schreibt übrigens wörtlich:
“So tragen Nutrias am Unteren Niederrhein mit zum Rückgang der streng geschützten „Schneide“ einer extrem seltenen Röhrichtart bei.”
Seit wann genau liegt Selm am Niederrhein?

Ich stimme zu, dass man die Tiere nicht füttern sollte. Aber die Warnung, dass Nutrias gegebenenfalls Hunde und Spaziergänger überfallen ist vollkommen überzogen und mir stellt sich die Frage, wem es etwas bringt, wenn hier Menschen in Angst versetzt werden, wenn sie ein kleines Nagetier sehen.

Meine Recherchen ergaben, dass es in Bild und auch bei RTL wohl Berichte von angriffslustigen Nutrias gab. Ich kann nicht beurteilen, inwiefern diese Meldungen stimmen oder nicht stimmen. Allerdings bin ich regelmäßig im Spreewald unterwegs, in dem es vor Nutrias nur so wimmelt. Von Angriffen auf Mensch oder Tier hab ich dort noch nie etwas gehört.

Ich wollte ehrlich über was Schönes schreiben. Beim nächsten Mal bestimmt.

Bis dahin
Eure Maggie

Wer sich über Nutrias informieren möchte, kann das auf der Seite des NABU NRW tun.

Maggi Mausling

Oliver Hübner - Autor, Blogger und Webgestalter aus Selm und Schwerin, geb. 1968 in Unna

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