Selmer Alltagsspuren – Ich war Stand

Selmer Alltagsspuren – Ich war Stand

Disclaimer: Dieser Artikel enthält geringe Mengen an Eigenwerbung des Autors, der auch Autor ist.

Meine Stimme war kratzig, als ich gegen 17.30 Uhr meine Sachen zusammenpackte.
„Frische Bücher! Kommt her, alles billig-billig-billig, zugreifen, heeeeeeey, nur heute, Häppchen frisch aus Holland, lekker-lekker! Greifen Sie zu, jetzt bin ich hier, morgen ist es zu spät!“

In tiefem Bass brüllte ich mein Angebot durch die Selmer Altstadt im Stil von Aal-Dieter, Käse-Henk und Zimmerpflanzen-Wilm, es sollten alle hören, schon bevor sie meinen Stand erreichten. Im Minutentakt packte ich Tüten und reichte sie über meinen dekorierten Tisch, dreimal musste ich in meinem Zentrallager Nachschub holen, weil mein Vorrat nicht reichte.

Niederlande Stand
Lekker Bücher: Holland-Schnickschnack auf dem Altstadtfest in Selm

Ja, so hätte es vielleicht gehen können, hätte ich meine Rolle als Stand-Steher auf dem Selmer Altstadtfest „Septemberträume“ am 4. September ernst genommen. Doch die Realität sah eher so aus: „Guten Tag, darf ich Ihnen mal, …, äh, auch gut, einen schönen Tag …“

Das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit, es gab auch einige interessante Gespräche, ich konnte  niederländische Häppchen anbieten und tatsächlich auch drei Bücher verkaufen. Heiser aber wurde ich nicht, doch angesichts eines heißen Spätsommertages kam ich, wie die meisten Besucher, mächtig ins Schwitzen.

Weshalb Bücher?

Also Bücher, aber weshalb ein Stand auf dem Altstadtfest? Warum nicht, dachte ich, als ich bei der Vorplanung in der Ortsteilgruppe Altstadt der Werbegemeinschaft Selm gefragt wurde. Als Webgestalter und Blogger bin ich dort Mitglied, nur lassen sich diese Dienstleistungen an einem Stand schlecht anbieten. „Guten Tag, brauchen Sie gerade eine Webseite? Äh, nein, ach schade!“

Da ich aber auch Autor bin, eines humorvollen Reiseführers über die Niederlande und zweier Bücher im Selbstverlag, hatte ich eine handfestere Idee: Bücher und Holland-Häppchen. Maritime Deko hatte ich genug, das wird ein schöner Stand!

Stand Oliverf Hübner
Schöner Holland-Stand: Alles frisch, alles erlesen

So gestaltete ich Werbematerial, ließ es drucken, besorgte Käse, Stroopwafels und Lakritz in Winterswijk, besorgte bei der Stadt Selm eine Ausschankgenehmigung für Bessen-Jenever (die mich mehr kostete, als der Verkauf einbrachte, aber hey!) und baute am frühen Sonntag meinen Stand auf. Einheitliche Deko gab es von der Werbegemeinschaft, plus meine Hollanddeko, sehr schön eben! Neben mir ein Flohmarktstand, gegenüber die Feuerwehr, nicht weit weg ein Bierstand.

Guten Tag, Käsehäppchen?

Ich beobachtete zunächst das Treiben, ein Werbeaufsteller sollte für mein Angebot werben und Neugierige an meinen Stand locken. Doch offenbar lockten der Aufsteller und meine Käsehäppchen eher weniger Passanten. Jetzt schon den Bessen-Jenever unters Volk bringen? Hm, warum nicht. Zaghaft machte ich auf mein Angebot aufmerksam: „Guten Tag, … äh, Käsehäppchen?“

Doch dann ein besonderer Moment: Unser Bürgermeister Thomas Orlowski kam auf seiner Runde über das Altstadtfest auch bei mir vorbei.

 

Bürgermeister zu Besuch
Hoher Besuch bei bestem Wetter: Bürgermeister Thomas Orlowski und Lisa Sandmann und Thomas Kaim von der Werbegemeinschaft Selm besuchen den Niederlande-Stand, Foto: Agentur DaSuer: Carolin Elias

Fahrt am besten nach Texel!

Besonders interessant waren für mich die Gespräche mit Standbesuchern, die ich wenig kannte und den Kontakt vertiefen konnte. Auch ergaben sich einige Gelegenheiten, meine Holland-Expertise unter Beweis zu stellen: Fahren Sie nach Texel, unbedingt!

Auch eine Lehre habe ich gezogen: Käsehäppchen alleine reichen nicht, vor allem wenn die Sonne scheint und die Käsestückchen glänzend anlaufen, und der Bessen-Jenever schnell Glühschnaps wurde.

Ein Quiz, vielleicht ein Quiz, das wäre es wohl gewesen. „Wie gut kennst Du das schönste Nachbarland der Welt? – 33 Fragen über die Niederlande, gewinne ein Buch!” Oder derart. Aber dafür reichte die Zeit im Vorfeld dann doch nicht. Aber nächstes Mal!

 

SELMagazin trifft Selm pflanzt
SELMagazin trifft "Selm pflanzt" - die Redaktion, Jesaja Michael Wiegard und Oliver Hübner, vereint für die Pflanzinitiative

Eine Woche später …

Nicht mal eine Woche später, 650 Meter Luftlinie entfernt, 15 Grad kälter. Mein zweiter Stand. Diesmal nicht mein eigener, diesmal keine Bücher und kein Stadtteilfest. Es war Tag der Stadtnatur, 16 Initiativen stellten sich an verschiedenen Orten in Selm vor. Ich nahm Teil am Infostand der Initiative „Selm pflanzt“, einem Verein in Gründung, der unter anderem den Klimawald in Cappenberg anpflanzt und Projekte zur Begrünung von Vorgärten und wenig begrünten Stadträumen erarbeitet.

Dieser Stand fiel leider dem anhaltenden Regen zum Opfer, bis mittags besuchten einige Interessenten den Stand, wir verlosten einige Sträucher, die bald einen Platz in Selmer Vorgärten finden könnten. Doch am frühen Nachmittag war klar, bei dem Wetter kommt wohl niemand mehr. Ein besonderer Moment war allerdings, als uns unser Bürgermeister Thomas Orlowski besuchte.

Bürgermeister besucht Selm pflanzt
Hoher Besuch bei trübem Wetter: Bürgermeister Thomas Orlowski am Stand von "Selm pflanzt" zum Tag der Stadtnatur, v. l. n. r.: Thorsten Hoppe, Jesaja Michael Wiegard, Thomas Orlowski, Mathias Bonacker, Sandra Bäsler

Oliver Hübner - Autor, Blogger und Webgestalter aus Selm und Schwerin, geb. 1968 in Unna

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