Selmer Alltagsspuren: </br>“Der große Knall als Neuanfang”

Selmer Alltagsspuren:
“Der große Knall als Neuanfang”

Nachhaltig sprengen …

Drei Monate Vorarbeit – heute dann der große Knall für den Neuanfang. Nicht die erste Sprengung auf dem Gelände des ehemaligen STEAG-Kraftwerks, aber heute die größte für ganz Deutschland in diesem Jahr.

Nach zwei Jahren Planungsvorbereitung wird jetzt die Gesamtfläche “platt gemacht”.

[Auch wenn der Moderator der Live-Übertragung die größte Abrissaktion des Jahres im Gespräch mit dem hier handelnden Unternehmer, erklärter Schalke04-Fan,  etwas weiter westlich von Dortmund verortet… (insgesamt leicht ruhrpöttelnd im Stil, der Moderator, hemdsärmlich frisch)]

Die Regionalplanung des RVR (Regionalverband Ruhr) sieht den Standort des Kraftwerkes als “Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen mit einer zweckgebundenen Nutzung” (graue Grundfarbe mit rotzackiger Umrandung) als “regionaler Kooperationsstandort” (oranger Kreis mit Zahnrädern). Insgesamt sollen 24 Flächen ausgewiesen werden, mit einem Gesamtumfang von etwa 1300 Hektar. An den einzelnen Standorten hat sich oft gezeigt, dass die Interessen an Gewerbe- und Industrieflächen mit den Interessen an Naturschutz und Klimaschutz heftig kollidieren können.

Insgesamt ist die Entwicklung des Regionalplans für die Metropole Ruhr so festgefahren, dass im letzten Jahr beschlossen wurde, die Planungen zu den “Regionalen Kooperationsstandorten” gesondert voranzutreiben. Drei davon liegen im Kreisgebiet Unna:

Im Januar 2021 hat der Rat der Stadt Lünen beschlossen, den bestehenden Flächennutzungsplan so zu verändern, dass die Ideen zur Nachnutzung nach dem Abriss der bestehenden Anlagen umgesetzt werden können. Das Gelände steht allerdings nicht unter Kontrolle der Stadt – der Bereich STEAG-Süd wird von der HAGEDORN-Gruppe vermarktet, den Bereich STEAG-Nord will die Stadt ankaufen und selbst entwickeln. Das Interesse an der Fläche ist allerdings durchaus nicht konkurrenzlos.

Entwurfsskizze zur Weiternutzung des Geländes nach dem Abriss der bestehenden Gebäude // Beschlussvorlage Rat Lünen 21.01.2021
Ausschnitt aus der Beschlussvorlage zur Änderung des Bebauungsplans // 21.01.2021 // Rat der Stadt Lünen

Begonnen hatte das große Abreißen nicht erst durch die Sprengung der Elektrofilter-Anlage am 08. Januar 2021.

Die Abrissarbeiten werden mindestens bis zum Ende des Jahres andauern – im Ergebnis dann eine plane Fläche, die an die nachfolgenden Investoren verkauft werden soll. Erbittert abgelehnt wird bislang die Ansiedlung eiens Logistik-Unternehmens – aber auch hier hat der Eigentümer der Fläche das letzte Wort.

Und das ist nicht die Stadt Lünen.

Die “HAGEDORN Revital” ist für die Vermarktung verantwortlich und präsentiert die Fläche in einem Factsheet:



Es wird spannend bleiben, dieses Großprojekt in der Nachbarschaft die kommenden Jahre zu beobachten. Mit dem langsamen Verschwinden der Steinkohle-Kraftwerke bis 2038 werden Schritte zur Klima-Neutralität gemacht. Der Preis dafür ist die Umgestaltung einer ganzen Region.

Der Kreis Unna will dabei stark auf Wasserstoff setzen und bewirbt sich als Modellregion – um Millionen-Zuschüsse des Bundes zum Strukturwandel hier einzusetzen. Bausteine sind: Eigene Wasserstoffproduktion in Bergkamen, Umrüstung der VKU auf Wasserstoffbusse, Kooperation mit der Remondis-Gruppe am Standort Lünen und der GWA des Kreises Unna, um zum Beispiel die Entsorgungstransporte auf Wasserstoff umzustellen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises treibt das Thema voran: Link zur Pressemitteilung zur Machbarkeitsstudie: gy.de/x03t

Geborener Sauerländer, kerngebildet als Theologe, beruflich nun medienarbeitend, erfahren als Bildungswerker und Ressourcenbeschaffer, suchend und fragend, unterwegs seit 1967, zwischen Christentum und Sozialismus nach Gerechtigkeit suchend

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